THOMAS KEMPER MALEREI






Jens Peter Koerver

Aluminium und Farbe (2002)

Das Zusammenspiel, die Balance zwischen einer gestisch orientierten Zeichnung und flächiger, zu größter Intensität gebrachter Farbigkeit ist eines der zentralen Themen der Arbeit Thomas Kempers. In seiner jüngsten, Ende 2001 begonnenen Werkgruppe überzieht eine kleinteilige, unregelmäßige, wie zufällige, wie leicht verwischt wirkende farbige Struktur weite Teile eines einfarbigen Bildgrundes. Sowohl dieser in aufwändiger Lasurtechnik aufgebaute Farbfond wie auch die darüber liegende Struktur, eine durch mehrfachen Umdruck und andere Bearbeitungen reduzierte Pinselzeichnung, lassen sich optimal nur auf dem glatten, gleichsam neutralen Aluminium realisieren. -

Wie Bahnen oder Kanäle durchziehen breitlinige Aussparungen die Struktur, sie konturiert die Negativzeichnung, deren Verlauf zudem durch die Differenz zwischen Grund- und Strukturfarbe an Prägnanz gewinnt, ohne jedoch gleichmäßig lesbar zu sein. Sie ist rätselhaft und assoziationsträchtig, lässt sowohl an mikroskopische Beobachtungen wie an großräumige geologische Formationen denken, an Flechten oder Frottagen, fossile oder archäologische Spuren, einer exakten inhaltlichen Festschreibung aber widersetzen sich diese Bilder.

So uneindeutig wie die möglichen Bedeutungen der Strukturzeichnung ist auch der Zusammenhang der meist zwei oder drei oft unterschiedlich breiten Tafeln. Dicht nebeneinander platziert bilden sie zusammen das Bildganze und weisen zugleich auf Brüche, Sprünge innerhalb dieser scheinbar konsistenten Formation hin. Dies gilt nicht nur für die manchmal deutlichen, manchmal nuancierten Tonabweichungen zwischen den Grundfarben der Einzeltafeln, die subtile farbräumliche Rückungen bewirken. Es betrifft auch die eng mit den Flächenfarben verbundene Struktur. Bei genauem Hinsehen zeigen sich zwischen den Tafeln ebenso viele stimmige Anschlüsse, fließende Übergänge wie Abbrüche und Fehlstellen, obwohl der Eindruck eines, wenn auch gestörten Zusammenhangs gewahrt bleibt. Irritiert wird das Sehen selbst, es bemerkt sich am Konstrukt dieser Bilder als in einer grundsätzlichen Spannung zwischen erwünschter Kohärenz, Identifizierbarkeit und dem erlebten Vielen, Brüchigen stehend.